Fremde zu Freunden machen?

Fremde und Vorurteile – Wie man Fremde zu Freunden macht

Die amerikanische Schauspielerin Shirley Maclaine hat einmal so treffend gesagt:

“Die Angst macht Menschen zu Fremden, die gerne befreundet wären.”

In Deutschland und auch in vielen anderen Teilen der Welt werden wir dazu erzogen, zu glauben, Fremde seien automatisch gefährlich. Ihnen Vertrauen entgegen zu bringen sei gefährlich, da sie uns Gewalt antun könnten. Dies stimmt jedoch in den meisten Fällen gar nicht. In Wahrheit haben wir einfach nur Angst, weil wir keinen gemeinsamen Kontext haben und die Intentionen des anderen somit nicht so einfach richtig einschätzen können.

Uns wird von klein auf beigebracht, Fremde könnten uns verletzen, daher dürften wir ihnen nicht vertrauen. In den meisten Fällen ist dies jedoch nicht der Fall. Fremde sind meist auch nicht gefährlich. Das Problem ist einfach, dass wir noch keinen gemeinsamen Kontext mit einem Fremden haben und uns daher oft unbehaglich in der Nähe einer neuen Bekanntschaft fühlen. Natürlich kennen wir die Absichten des anderen nicht, jedoch sollten wir uns auf unsere Sinne und unsere Wahrnehmung verlassen.

Oft blocken wir daher einfach kategorisch ab und stecken die Begegnung in die Schublade „Fremder“, anstatt uns auf unser Baugefühl und unsere Intuition zu verlassen.

Fremde verstehen und oft besser

Forscher haben jedoch herausgefunden, dass Menschen oft offener gegenüber Fremden sein können und keine Maske tragen und ihr eigentliches inneres Selbst preisgeben. Dieses Ergebnis finde ich sehr interessant. Nicht selten sind wir Fremden gegenüber, wenn das erste Eis gebrochen ist, aufgeschlossener und fühlen uns besser verstanden als von unserer Familie und von unseren Freunden. Die Interaktion mit Fremden hat also auch eine wichtige Funktion und ermöglicht uns eine andere Form des Austausches – eine spezielle Form von Nähe.

Bei Fremden müssen wir von Null beginnen und unsere ganze Geschichte erklären. Mit dem Ergebnis, dass sie uns manchmal besser verstehen.

Gemeinsamkeiten mit Fremden

Auch können wir mit einem Fremden eine dritte Sache, wie beispielsweise ein öffentliches Kunstwerk gemeinsam haben und darüber kommentieren und so mit dem Fremden ins Gespräch kommen. Auch können wir immer mit dem Baby oder Hund eines Fremden reden. Dies stellt eine soziale Verbindung zu diesem fremden Menschen dar.  An der Art der Reaktion sehen wir, ob der oder die Fremde bereit ist, weiterzureden. 

Wie lernen wir neue Leute kennen?

Um neue Leute kennenzulernen, sollten wir uns erstmal in Offenheit üben und uns innerlich darauf vorbereiten, uns auf andere einzulassen! Wir sollten einfach neugieriger durchs Leben gehen, unsere Skepsis abbauen und nicht immer darauf warten, dass der andere auf uns zu geht.

Für den Gesprächseinstieg eignen sich simple Themen wie das Wetter oder aktuelle Nachrichten. Wir müssen dem Anderen von Anfang an ein gesundes Vertrauen entgegenbringen. Wir können dabei nur gewinnen und haben eigentlich nichts zu verlieren.

Matt Ramos schlägt in seinem englischen Blogartikel „11 Wege, um Fremde in Freunde zu verwandeln“ vor, wie wir auf ganz verschiedene Art und Weise vorgehen können, um aus Fremden Freunde zu machen. Dies finde ich recht originell und möchte es für Dich nachfolgend kurz zusammenfassen. Die Tipps sind auch für Introvertierte – zu denen auch ich mich zähle –  geeignet, die an sich arbeiten möchten.

1. Sage das magische Wort: “Hallo.”

Das klingt so banal, aber es ist die erste große Hürde. Du musst bereit sein, aus deiner Komfortzone herauszukommen, um ein Gespräch zu beginnen. Das „Hallo sagen“ bricht das Eis und bietet Dir die Möglichkeit, ein Gespräch zu beginnen. In vielen Fällen klappt das, wenn nicht, dann liegt es nicht an Dir, sondern an der mangelnden Offenheit des anderen.

2. Erwarte kein Ergebnis. Sei offen.

Wenn Du kein Ergebnis erwartest, wirst Du nicht enttäuscht oder beleidigt sein, wenn jemand nicht auf Dich eingeht. Darüber hinaus gibt dir diese neutrale Haltung die Chance wirklich im gegenwärtigen Moment präsent zu sein und Dich entsprechend anzupassen.

3. Toleriere Ablehnung.

Mache Dir klar: Wenn Du zurückgewiesen wirst, geht es nicht um Dich. Daher darfst Du es einfach nicht persönlich nehmen. Schwamm drüber.

4. Kümmere Dich nicht darum, was Fremde denken.

Dies ist Dein Leben, und Du hast das Recht, mit jedem zu reden mit dem Du reden möchtest. Nicht jeder ist so offen. Na und! Jeder darf denken, was er möchte. Lass Dich dadurch nicht entmutigen.

5. Wenn Du die Angst spürst, dann tue es trotzdem.

Einer der besten Wege, die Angst zu bekämpfen, ist, es wiederholt zu tun. Überwinde die Angst und es fühlt sich sofort natürlich an. Wenn Du Angst hast auf jemanden zuzugehen, dann denke einfach an eine Situation, die dich zum Lachen gebracht hat. Dann fühlt sich die Angst nicht mehr so erdrückend an.

6. Übe einfach, denn es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen!

Mache Dir keine Sorgen, wenn Du anfangs ein wenig unbeholfen oder aggressiv wirkst. Wenn Deine Absichten authentisch sind, wirst Du bei jedem Versuch mehr und mehr so rüber kommen. Es ist wie bei jeder anderen Fertigkeit: Üben macht den Meister.

7. Konzentriere Dich in dem Gespräch auf den anderen!

Sprich über seine Interessen, Meinungen und Ideen. Reagiere dann auf das, was der andere Dir mitteilt. Der beste Weg, jemanden für ein Gespräch zu motivieren, ist Interesse an seinem Leben zu zeigen. Jeder spricht gerne über sich selbst. Genauso wie jeder gerne seinen Namen hört. Das liegt in der Natur des Menschen. Stelle immer wieder Fragen, auch wenn Du nicht viel über ein bestimmtes Thema weißt. Das macht nichts.

8. Bringe den anderen zum Lachen!

Lachen macht das Gespräch lustig und fröhlich. Menschen unterhalten sich gerne mit anderen, die sie zum Lachen bringen. Nimm Dich also nicht zu ernst – hab einfach Spaß daran!

9. Versuche zu entdecken wofür der andere sich interessiert, wofür er leidenschaftlich brennt.

Wenn Du siehst, dass die Augen Deines Gesprächspartners aufleuchten, wenn Du über etwas sprichst, dann stell mehr Fragen dazu.

10. Geh raus und lächele!

Ein Lächeln macht einen guten ersten Eindruck. Übe vor dem Spiegel. Dann lächele in die Welt hinaus. Wenn Du als erster lächelst, entspannen sich die anderen meist. Wenn Du dann weiterlächelst während des Gesprächs, dann lächeln sie zurück und öffnen sich wirklich oft für ein tieferes Gespräch. Probier es aus!

11. Stell Dir vor, dass die andere Person bereits Dein Freund ist.

Auf diese Weise wirst Du sie auch so behandeln, anstatt unbeholfen zu wirken. Der beste Weg, eine neue Freundschaft zu beginnen, ist sich in der Nähe von jemandem wohl zu fühlen.

Probier es aus. Ich habe damit auch schon tolle Erfolge erzielt, obwohl dies in der Coronazeit im Jahre 2021, in der ich diesen Beitrag geschrieben habe, nicht ganz einfach ist. Bleibe gesund und vor allem zuversichtlich!!!

TED talk „Why you should talk to strangers? Von Kio Stark

Artikel „11 ways to Turn Strangers into Friends“ vom Matt Ramos in englischer Sprache

Informationen der Maltaiser „So werden aus Fremden Freunde“

https://www.malteser.de/aware/engagement/start-with-a-friend-so-werden-aus-fremden-freunde.html

Informationen des Studierendenwerks Mainz „Freunde finden, Fremde werden Freunde“

https://www.studierendenwerk-mainz.de/internationales/freunde-finden/fremde-werden-freunde/

Videovortrag über das Buch „Talking to strangers“ von und mit dem Buchautor Malcolm Gladwell in englischer Sprache