Was braucht es zum Glücklichsein?

Was ist Glück überhaupt?

Was ist Glück überhaupt? Ein temporärer Zustand? Ein vorübergehender Moment? Weißt Du eigentlich, wie Du Glück definieren kannst? Ist Glück für Dich dasselbe wie für andere? Und welchen Unterschied macht es in unserem Leben?

In anderen Sprachen wird zwischen Glück haben und glücklich sein in der Wortbedeutung deutlich unterschieden. So gibt es im Englischen die Wendungen „to be lucky“ (abgeleitet von „luck“) und“to be happy“(abgeleitet von“happiness“). Auch die alten Griechen unterscheiden zwischen „eutychia“ und „eudaimonia“. Und last but not least: die Lateiner unterschieden zwischen „fortuna“ und „felicitas“, die Franzosen zwischen “la bonne chance“ und „le bonheur“.

Glück ist essenziell für uns alle

Tatsächlich spielt Glück eine ziemlich wichtige Rolle in unser aller Leben, und es kann einen großen Einfluss darauf haben, wie Du Dein Leben lebst. Obwohl die Forscher noch keine Definition oder einen einheitlichen Rahmen für Glück gefunden haben, hat die Wissenschaft jedoch eine Menge herausgefunden.

Glück = subjektives Wohlbefinden?

In der Positiven Psychologie wird Glück übrigens oft gleichgesetzt mit subjektivem Wohlbefinden. Da es viele verschiedene Auffassungen von Glück gibt, ist es schwierig, Glück wissenschaftlich zu definieren.

Laut den Forschern Kim-Prieto, Diener und Kollegen gibt es drei Hauptansätze, wie Glück in der positiven Psychologie betrachtet wird:

  • Glück als eine globale Bewertung des Lebens und all seiner Facetten;
  • Glück als eine Rückbesinnung auf vergangene emotionale Erfahrungen
  • Glück als eine Aggregation mehrerer emotionaler Reaktionen über die Zeit hinweg.

Die Forscher wissen wohl – auch aus eigener Erfahrung – wie sich Glück anfühlt, jedoch haben sie Schwierigkeiten damit, sich über den Umfang des Glückes zu einigen.

Definitionsversuche von Glück

Als Laie würde ich zustimmen Glück so zu definieren:

  • mit dem Leben zufrieden zu sein
  • gute Laune haben
  • positive Emotionen spüren
  • und Freude empfinden.

Nach Meinung der Forscher ist Glück ein Zustand, der durchinnere Zufriedenheit und allgemeine Zufriedenheit mit der aktuellen Situation und mit dem eigenen Leben gekennzeichnet ist.

Der Unterschied zwischen Vergnügen und Glück

Aber was ist dann eigentlich der Unterschied zwischen Vergnügen und Glück?

Beides ist in jedem Falle eng miteinander verbunden.

Vergnügen ist eine nach Meinung der Forscher https://positivepsychology.com/what-is-happiness/ eine im Augenblick stattfindende Erfahrung. Es bezieht sich oft auf die sensorischen Gefühle, die wir bei Erfahrungen machen, wie gutem Essen, einer Massage, einem Lob, einem tollen Kleid.

Glück ist zwar kein dauerhafter Zustand, aber in jedem Falle ein stabilerer Zustand als Vergnügen. Glück bleibt im Allgemeinen länger als nur ein paar Augenblicke, wohingegen Vergnügen manchmal leider nur Sekunden erlebbar ist.

Vergnügen kann zum Glücklich sein beitragen, und Glück kann Gefühle des Vergnügens vertiefen, aber die beiden können sich leider auch völlig gegenseitig ausschließen. Wie Du natürlich aus eigener Erfahrung weißt.

Du kannst zum Beispiel ein Glücksgefühl empfinden, das nichts mit Vergnügen zu tun hat, beispielsweise wenn Du eine gute Note für Deine Klausur oder Diplomarbeit bekommen hast oder aber kannst Vergnügen empfinden, aber gleichzeitig auch Schuldgefühle haben, die Dich davon abhalten, glücklich zu sein.

Der Unterschied zwischen Glück und Sinnhaftigkeit

Zwischen Glück und Sinnhaftigkeit des Lebens gibt es eine noch deutlichere Grenze. Selten werden Glück und Sinn oder Sinnhaftigkeit verwechselt oder gar gleichgesetzt, da es sich um sehr unterschiedliche Erfahrungen handelt. Das Streben nach Sinn ist etwas typisch Menschliches von dem ich nicht glaube, dass es andere Lebewesen wirklich kennen. Meine beiden Katzen zumindest nicht, obwohl ich mir sicher bin, dass die beiden in ihrer kleinen Welt auch nach Glück und Wohlbefinden streben, ohne sich dessen vielleicht bewusst zu sein.

Sinnhaftigkeit ist in jedem Falle KEIN vorübergehender Zustand, sondern vielmehr ein umfassenderes Gefühl, zu etwas Größerem als sich selbst beizutragen.

Die Forscher haben festgestellt, dass

  • das was Du in Deinem eigenen Leben als leicht oder schwierig empfindest, mit Glück zusammenhängt, aber nicht mit Sinn oder Sinnhaftigkeit des Lebens
  • dass, ob Du Dich gesund fühlst mit Glück zusammenhängt, aber nicht mit Sinnhaftigkeit oder Sinn des Lebens
  • Dass Geldmangel das Glück mehr verringert, als den Sinn des Lebens.

Allgemein gefasst kann man sagen: Je mehr Du das Gefühl hast, dass Deine Aktivitäten mit den Kernthemen und Werten Deines Selbst übereinstimmen, desto mehr Sinn und Sinnhaftigkeit sprichst Du diesen Tätigkeiten zu.

Ist Glück nur eine Art Bonus?

Somit wäre Glück also kein wesentlicher Faktor für ein gutes Leben, sondern im Wesentlichen ein Bonus, den einige Glückliche erleben dürfen.

Dan Gilberts Erkenntnisse

Der amerikanische Psychologe Dan Gilbert (Link zu seinem TED Talk über dieses Thema) hat Erstaunliches festgestellt:

  • Dass künstliches Ersatzglück die gleiche Wirkung hat wie „echtes“ Glück. Der Mensch hat eine Art psychologisches Immunsystem, wir synthetisieren praktisch Glück.
  • Wir alle haben etwas in uns das er „impact bias“ nennt.. Damit ist eine Tendenz des menschlichen Glücks-Simulators gemeint, schlecht zu funktionieren. Dieser Simulator gaukelt uns vor, dass unterschiedliche Ergebnisse unterschiedlicher seien als sie eigentlich sind. 

Feldstudien und Laborstudien haben gezeigt, der Beginn oder das Ende einer romantischen Beziehung, eine Beförderung zu erhalten oder nicht zu erhalten, eine Klausur zu bestehen oder sie nicht zu bestehen, hat weniger Einfluss, ist weniger intensiv und von viel kürzerer Dauer als wir Menschen allgemein glauben.

Und dies ist so, da wir Zufriedenheit künstlich erzeugen können. Wir alle verfügen über eine Art psychologisches Immunsystem. Ein System von größtenteils unterbewussten kognitiven Prozessen, die uns helfen, unsere Sicht der Welt zu ändern, sodass wir uns wohler fühlen in der Welt, in der wir uns befinden.

Dieser Prozess läuft bei uns allen jedoch unbewusst ab.

Wir erzeugen Zufriedenheit somit künstlich, aber wir denken, Zufriedenheit ist etwas, das gefunden werden muss. Auch glauben wir, dass künstliche Zufriedenheit nicht von der gleichen Qualität ist, wie das, was wir vielleicht natürliche Zufriedenheit nennen. Dies stimmt jedoch überhaupt nicht. Was bedeuten diese Begriffe? 

Natürliche vs Künstliche Zufriedenheit

Nach Dan Gilbert ist Natürliche Zufriedenheit das, was wir bekommen, wenn wir bekommen, was wir wollen. Künstliche Zufriedenheit hingegen ist das, was wir erzeugen, wenn wir nicht bekommen, was wir wollen. In unserer Gesellschaft haben wir den festen Glauben, dass künstliche Zufriedenheit von minderwertiger Art ist. Diese falsche Haltung ist sicherlich in unserer Konsumgesellschaft begründet, die uns permanent etwas anderes suggeriert. Aus wissenschaftlicher Sicht ist dies jedoch falsch und Gilbert verdeutlicht dies an einem experimentellen Modell des sogenannten „Paradigma der freien Wahl“. Dieses hier näher auszuführen, würde den Rahmen meines kleinen Artikels sprengen. Im oben bereits verlinkten TED Video Talk mit deutschem Transkript ist dies jedoch bestens erklärt.

Zumindest gibt es mir zu denken dass jemand, der im Lotto gewonnen hat und jemand der gelähmt im Rollstuhl sitzt, nach einem Jahr gleich glücklich ist.

Bei der Studie stellt sich heraus, dass Freiheit – die Fähigkeit, seine Meinung zu bilden und diese zu verändern – der Freund natürlicher Zufriedenheit ist, weil es uns erlaubt, von all den tollen Zukunftsszenarien die auszuwählen, die wir am meisten genießen. Aber die Freiheit, zu wählen – seine Meinung zu ändern und zu bilden – ist der Feind der künstlichen Zufriedenheit.

Fazit: völlig neue Perspektiven in Bezug auf unser Glück!

Die Lektion von Dan Gilberts Studien und Versuchen, die er uns hinterlässt, ist, dass unsere Sehnsüchte und unsere Bedenken zu einem gewissen Grade übertrieben sind, weil wir in uns die Fähigkeit haben, jenes Erzeugnis zu kreieren, das wir beständig verfolgen, wenn wir eine Erfahrung wählen. Dies ist eine völlig neue Sicht, die ich – wenn ich auch nicht aus meiner Haut kann – höchst interessant und in gewisser Weise auch beruhigend finde. Somit kann eigentlich jeder und jede – auch Du – das persönliche Glück finden und glücklich sein, wenn Du es nur zulässt.