Wie viel Egoismus ist gesund?

Egoismus – Ab wann schaden wir uns und unseren Mitmenschen?

In der SWR 3 Talkshow Nachtcafé wurde in der Sendung vom 08. Februar 2019 die Frage gestellt „Wie viel Egoismus ist gesund?“. Diese Fragestellung hat mich nicht mehr losgelassen und zu diesem Beitrag inspiriert. Das Link zu dieser Sendung und auch zu einigen anderen Videos zu diesem Thema verlinke ich Dir unter diesem Artikel.

Gibt es so etwas wie gesunden Egoismus?

Gibt es so etwas wie gesunden Egoismus? Und falls ja, wie definiert man diesen dann? In der bereits erwähnten Talkshow ist auch die Rede vom Homo Oeconomicus, oder auch Nutzenmaximierer genannt, der bei wirtschaftlichen Entscheidungen, die für ihn persönlich beste Variante wählt, oft zum Schaden der Gesellschaft. Musst Du um anders zu entscheiden, also altruistisch veranlagt sein und/oder emotionale und auf Gegenseitigkeit beruhende Aspekte wie Fairness und Kooperation mit einbeziehen oder gar ein Helfersyndrom haben?

Homo Oeconomicus oder der wirtschaftlich idealisierte Mensch

Zu bedenken gilt es, dass der Homo Oeconomicus einen modellhaften unter wirtschaftlichen Aspekten idealisierten Menschen darstellt, der immer rational handelt und in der Verhaltensökonomie Teil spieltheoretischer Experimente ist. Wenn Du mehr darüber erfahren möchtest, dann schaue Dir bitte das Video zu diesem Thema an über Verhaltensökonomie (MOOL), das ich Dir hier verlinkt habe und auch noch ein zweites Mal unter meinem Beitrag.

Sind wir alle Opfer unseres Geldsystems?

In jedem Falle sind wir alle Opfer eines von uns selbst geschaffenen Geldsystems, das uns alle kontrolliert, um nicht zu sagen unterjocht und daher unser Verhalten in hohem Maße beeinflusst. In den vergangenen 200 Jahren hat unsere Gesellschaft leider „Egoisten“ herangezogen. Fest steht, dass jeder von uns, Du und ich, wir alle zu egoistischem und altruistischem Verhalten fähig sind. Welche Verhaltensweise unser Leben dominiert, hängt stark von unseren jeweiligen Lebensumständen und –bedingungen ab. Diese Tatsache sollten wir uns einfach einmal bewusst machen.

Finanzkanibalismus vs Allgemeinwohl und soziale Gerechtigkeit?

Fest steht, dass die Kluft zwischen Arm und Reich in den letzten 20 Jahren sehr viel größer geworden ist und bei Unternehmen die Rendite im Vordergrund steht auf Kosten des Allgemeinwohls und der sozialen Gerechtigkeit. Laut des freien Publizisten Christian Felber zahlt sich in der Wirtschaft bei Unternehmen Finanz-Kanibalismus aus und ist der Schlüssel zum Erfolg. Die Finanzkennzahlen werden also allen anderen Werten in unserer Gesellschaft übergeordnet, leider.

Der Punkt an dem der große Adam Smith irrte…

Auch ist der Wohlstand in unserer Gesellschaft sehr ungleich und ungerecht verteilt und das Allgemeinwohl droht in unserer Gesellschaft auf der Strecke zu bleiben. Der Markt reguliert sich leider nicht immer von allein, wie Adam Smith annahm. Wir brauchen mehr denn je eine Moral!!! Das gegenwärtige Wirtschaftssystem hat sich verselbstständigt, anstatt sich selbst zu regulieren.

Unsere Ellbogengesellschaft – oder das Anhäufen von Kapital als Selbstzweck

Unsere Ellbogengesellschaft hat die Reichen noch reicher gemacht und die Armen noch ärmer. Ethik, Bedürfnisbefriedigung, das Wohl des Einzelnen, die Menschlichkeit, Solidarität und viele andere moralische Werte zwischenmenschlicher Beziehungen sind hierbei auf der Strecke geblieben. Laut Felber ist das Kapital und seine Anhäufung und Vermehrung zum Ziel und Selbstzweck des Wirtschaftens geworden.

Wir sind alle auf dem Egotrip…

Sind wir alle wirklich nur auf dem Egotrip? In Fernsehshows, im Bildungssystem, sogar in der Pflege alter, bedürftiger, hilfloser Menschen, in fast allen Lebensbereichen steht der ökonomische Aspekt im Vordergrund. Unsere Psyche ist sozusagen unterminiert durch unsere wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und den Effizienzdruck, der auf uns allen lastet. Wir alle sind davon beeinflusst, um nicht zu sagen unbewusst indoktriniert.

Geld ist unsere Eintrittskarte zum Markt

Geld ist die Eintrittskarte für die Teilnahme am Markt, daher haben wir alle unbewusst Angst nicht genügend Geld zu haben, um am Markt teilzunehmen. Diese Tatsache sollten wir uns bewusst machen! Geld regiert die Welt. Nur leider verarmt unsere Gesellschaft auch dadurch unendlich.

Jean-Jacques Rousseau, der berühmte französische Philosoph der Aufklärung schrieb im 18. Jahrhundert:

„L’argent qu’on possède est l’instrument de la liberté, celui qu’on pourchasse est celui de la servitude.“

Was auf Deutsch übersetzt bedeutet:

Das Geld, das man besitzt, ist das Mittel zur Freiheit – dasjenige, dem man nachjagt, das Mittel zur Knechtschaft.

Was sind die wirklich prägende Erfahrungen des Menschen?

Im Vordergrund wichtiger prägender Erfahrungen des Menschen steht jedoch NICHT das Geld, sondern es sind vielmehr emotionale und spirituelle Erfahrungen, Beziehungen mit anderen und berührende Naturerfahrungen

Wir alle dürfen also nie vergessen, dass ein gutes soziales Miteinander für uns ursprünglich am wichtigsten ist aufgrund unserer Evolution.

  • Wertschätzung
  • Anerkennung
  • Zuwendung
  • Liebe
  • Sympathie

sind für uns lebensnotwendig, um ein glückliches und erfülltes Leben führen zu können.

Glücksbotenstoffe sorgen dafür, dass wir gesund bleiben

Laut dem Hirnforscher Prof. Dr. Joachim Bauer werden in unserem Hirn sogenannte Glücks- und Motivationsbotenstoffe hergestellt. Diese sind essenziell, da sie uns vor Krankheiten schützen und dabei helfen unsere Gesundheit zu erhalten.

  • Soziale Verbundenheit
  • ein Miteinander
  • soziale Kontakte
  • Anerkennung

sind für den Menschen sehr wichtig. In der gegenwärtigen Pandemie haben wir gesehen, zu welchen schrecklichen psychischen Verstimmungen und physischen Störungen es kommen kann, vor allem bei Kindern, älteren Leuten und Alleinlebenden.

Der Mensch ist ein soziales Wesen, das nicht zur Ware degradiert werden darf!!! Die Übernutzung der Natur hat den Klimawandel, Umweltverschmutzung und Bodenerosion verursacht. Am Anfang dieser Entwicklung stand die Profitmaximierung des Menschen.

Wir bauchen mehr Gemeinwohl und Altruismus, um zu überleben

Wie traurig, wenn wir uns das vor Augen führen! Mehr Gemeinwohl und Altruismus sind für uns zum Überleben notwendig und sollten von der Gesellschaft gefördert werden. Christian Felber hat ein sehr interessantes alternatives Wirtschaftsmodell „Die Gemeinwohl-Ökonomie“ entwickelt, einen Vortag von ihm darüber verlinke ich Dir hier und auch noch ein zweites Mal am Ende meines Beitrags.

Fest steht jedoch, dass wir ein Umdenken benötigen und unsere aktuell bestehenden Strukturen überarbeiten müssen und

  • Nachhaltigkeit
  • Gemeinwohl
  • Vertrauensbildung
  • ethische und soziale Werte

mehr in den Fokus rücken müssen.

Überdenke Deine persönliche Lebenssituation!

Abschließend möchte ich Dich – und mich selbst natürlich auch – dazu auffordern unsere persönliche Lebenssituation zu überdenken, vor unserem geistigen Auge Revue passieren zu lassen.

  • Bist Du gut zu Dir selbst?
  • Liebst Du Dich selbst genug?
  • Gefällt Dir Dein Job?
  • Ist er sinnstiftend für Dich?

Dies ist wichtig, denn nur wenn Du Dich selbst liebst und wohl in Deiner Haut fühlst, kannst Du auch Deiner Familie und anderen etwas geben und wirklich altruistisch handeln und etwas für Deine Mitmenschen tun; etwas zu einer besseren und menschlicheren Gesellschaft beitragen, um es ganz allgemein zu formulieren.

Dokumentarfilm des BR über Altruismus vs Egoismus, was uns zu Egoisten macht

https://www.br.de/mediathek/video/altruismus-vs-egoismus-doku-reihe-oder-was-uns-zu-egoisten-macht-2-3-av:5d026a99275d84001a1d58cf

Sendung des Nachtcafés des SWR auf YOUTUBE zum Thema „Wie viel Egoismus ist gesund?“

youtube.com/watch?v=5t08eFzXXvI

Video über den Homo Oeconomicus_MOOL Grundlagen der Verhaltensökonomie- hat der Homo oeconomicus ausgedient? mit Prof. Dr. Mario Mechtel

YouTube Video_Vortrag von Christian Felber über Gemeinwohl-Ökonomie an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft

TED Talk Video in englischer Sprache „The Other Side of Ego“ von Jonathan Gravenor  (TEDxOcala)