Unser Bauch – unser ursprüngliches Gehirn?

Unser sogenanntes Bauchgefühl

In diesem Blogartikel geht es um unseren Bauch und was u.a. an unserem sogenannten „Baugefühl dran ist“ und wie der Bauch unser Verhalten, Denken und Wohlbefinden beeinflusst.

In jeder europäischen Sprache – leider bin ich nicht in der Lage, dies für die anderen Sprachen der Welt zu bestätigen, aber ich bin überzeugt davon, dass es in allen Sprachen auch solche Redewendungen aus dem Volksmund gibt – also in jeder europäischen Sprache gibt es idiomatische Ausdrücke mit den Begriffen “Magen”, “Bauch” und “Leber”, die auf plastische Weise unseren physischen und psychischen Zustand in einem Moment intensiver – und oft sogar ermüdender – Emotionen in unserem Leben erklären.

Hast Du Schmetterlinge im Bauch oder hat Dir etwas auf den Magen geschlagen?

Nicht umsonst sagt man, dass ängstliche Menschen “Bauch- oder Magenkrämpfe haben”, Aufregungen im Allgemeinen „auf den Magen schlagen“ und verliebte Menschen “Schmetterlinge im Bauch” haben. Außerdem treffen wir oft “Entscheidungen aus dem Bauch heraus”.

Eine Reise in die Geheimnisse unserer Eingeweide

Auf dem deutsch-französischen öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ARTE habe ich kürzlich einen sehr informativen Dokumentarfilm gesehen, der erstmals 2013 veröffentlicht wurde und sich mit diesem Thema intensiv und wissenschaftlich befasst. Ich verlinke Dir den Film und auch noch einige weitere interessante Links zu anderen Dokumentarfilmen über dieses Thema auch nochmals unter meinem Beitrag. Der Dokumentarfilm „Der Bauch – das erste Gehirn“, ist als eine Reise in die Geheimnisse der Eingeweide aufgebaut, um den Bauch als unser zweites Gehirn zu entdecken, das eigentlich unser ursprüngliches Gehirn ist.

Professor Michael Gershon – der “Da Vinci des Darms”

Vor einigen Jahren haben Wissenschaftler – allen voran der amerikanische Professor Michael Gershon als wissenschaftlicher Pionier, der auch “der Da Vinci des Darms” genannt wird – entdeckt, dass unser Bauch ein intelligentes Organ ist, in dem Millionen von Neuronen verborgen sind. Darüber hinaus gibt es eine direkte Beziehung zwischen Bauch und Gehirn.

Gehirn und Bauch – zwei “Gehirne” – zwei Brüder?

Hunderte von Milliarden von Bakterien leben in unserem Bauch und beeinflussen heimlich unsere Kühnheit, unsern Mut und auch unsere Persönlichkeit. Aus der Nähe betrachtet, sehen unsere Eingeweide und unser Gehirn wie Brüder aus.

Unser Oberhirn verfügt über ein zentrales Nervensystem und unser Unterhirn über ein enterisches Nervensystem oder auch Darmnervensystem genannt. Aber warum hat die Evolution uns zwei getrennte Gehirne gegeben? Wahrscheinlich, um die Arbeit im Darm zu dezentralisieren, um effizienter zu sein.

Der Darm unser erstes Gehirn in der Evolution?

Wie bereits oben erwähnt, ist es sehr wahrscheinlich, dass der Darm unser ursprüngliches Gehirn ist, denn primitive Organismen bestanden zunächst nur aus einem Verdauungstrakt, in dem sich das enterische Nervensystem entwickelte.

Die Entdeckung des Feuers durch den Menschen und damit die Möglichkeit, Nahrung zu kochen, führte zur Entwicklung des Großhirns.

Die Kommunikation über den Vargusnerv

Theoretisch sind die Aufgaben unserer beiden Gehirne getrennt, aber in der Praxis sind die beiden Nervensysteme durch den Vagusnerv verbunden und kommunizieren ständig miteinander. Darüber hinaus verwenden das Gehirn und der Bauch die gleichen Neurotransmitter, also die gleichen Nervenbotenstoffe.

Wir wissen seit Jahrhunderten, dass das Oberhirn über unsere Emotionen den Bauch beeinflussen kann (beispielsweise ‘Bauchkrämpfe haben’), aber erst seit wenigen Jahren ist es Wissenschaftlern bekannt, dass auch der Bauch im Gegenzug unsere Emotionen beeinflussen kann. Folglich können chronische Magenschmerzen oder ein Reizdarm das Ergebnis einer schlechten Kommunikation zwischen unseren beiden Gehirnen sein.

Seronin – die “Sprache” unserer beiden Gehirne

Sicher ist, dass Serotonin – das wichtigste Gewebehormon in diesem Zusammenhang und gewissermaßen die “Sprache” unserer beiden Gehirne – einen Einfluss auf unseren Schlaf hat, der äußerst sensibel auf Serotoninausschüttungen reagiert.

Ist es also vorstellbar, dass sich das Unterbewusstsein irgendwo in unserem Unterleib befinden könnte?

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann diese Frage leider noch nicht von der Wissenschaft beantwortet werden. In jedem Falle kann der Darm unsere Psyche verändern, denn gesteigerte Nervosität und mangelnde Aufmerksamkeitsspannen können laut der Forscher durch eine Fehlbesiedelung von Bakterien im Darm hervorgerufen werden. Auch mischen die Darmbakterien bei der Kommunikation zwischen Darm und Gehirn mit. Menschen mit einem Reizdarm zeigen auch deutlich weniger Stressresistenz. Dies wurde in zahlreichen Experimenten festgestellt. Übrigens habe ich Dir einen ARTE.de Beitrag zu diesem Thema am Endes meines Artikels verlinkt.

Unsere Gehirnentwicklung wird entscheidend von unserem Mikrobiom bestimmt

Keimfreie Därme bei Mäusen führten zu gestörtem Sozialverhalten. Auch wird die Gehirnentwicklung entscheidend von unserem Mikrobiom mitbestimmt. Auch in der frühkindlichen Entwicklung spielt das Mikrobiom eine wichtige Rolle und darüber hinaus bei der Entwicklung von Nervenerkrankungen und auch beim Aufbau des Sozialverhaltens.

Unser Darm beeinflusst unser Denken und Verhalten – “Du bist, was Du isst”

In jedem Falle beeinflusst unser Darm unser Denken und Verhalten. Besonders schlechte oder falsche Bakterien, die in uns toben, können enormen Schaden anrichten.

Wir alle – Du und ich – sollten uns dies bewusst machen und besser auf unseren Magen, unseren Bauch und unsere Eingeweide achten. Darauf was und viel viel wir essen beispielsweise und auch darauf welche Medikamente wir zu uns nehmen und vieles mehr…

Hör` auf Dein Bauchgefühl

Darüber hinaus finde ich es besonders wichtig, dass wir alle auf unser sogenanntes „Bauchgefühl“ achten und zu hören, da es so gut wie immer richtig liegt. Wir sollten diese Warnungen unseres Körpers nicht einfach durch rationale Überlegungen verdrängen, nur weil wir sie nicht sofort begründen und verstehen können. Dies wollte ich Dir abschließend noch ans Herz legen.

Jedes Mal, wenn ich nicht darauf gehört habe und die körperlichen Signale in den Wind geschlagen habe, kam es bei mir zu Fehlentscheidungen, die ich hätte verhindern können.